13 Koffer auf dem Weg zu Olympia

Es ist viel passiert, seit wir uns Anfang Juli zuletzt mit einem Newsletter bei euch gemeldet haben. Ihr habt sicher mitbekommen, dass wir die Olympischen Spiele in Tokio auf dem zehnten Rang beendet haben. Bevor wir euch aber davon erzählen, möchten wir uns zuerst für den mitreißenden und emotionalen Empfang in der Heimat bedanken. Später werden wir noch von den Willkommensfeiern im Wolfurter Cubus, im Yachtclub Bregenz und in Terfens erzählen. Aber der Reihe nach: 
Wir beginnen noch vor den Spielen im Yachtclub Bregenz, denn dort startete am Ufer des Bodensees unsere eigentliche Olympiareise mit einem „Farewell“ inklusive Flaggenparade. Der Yachtclub mit seinen engagierten Mitgliedern ist für uns im Laufe der Zeit eine „dritte“ Familie geworden.
Danach ging es weiter nach Wien zur ÖOC-Einkleidung im Marriott Hotel – ein bisschen wie shoppen ohne bezahlen zu müssen. Nach einer weiteren feierlichen Verabschiedung vom Österreichischen Segelverband ging es zum Flughafen. Dort wurden unsere 13 (!) Gepäckstücke inklusive Segel und Masten für die AUA-Angestellte zu einer großen Herausforderung. Nach einiger Wartezeit konnte unser gesamtes Equipment im Flugzeug doch noch untergebracht werden. Eine Spezialbehandlung bekamen auch wir in der Passagierkabine, so wurden wir von der Crew ins Cockpit eingeladen, selbst bei der Landung durften wir unmittelbar hinter dem Piloten sitzen und ihm über die Schulter blicken.

Den Rhythmus nie gefunden

In Japan angekommen, hieß es zunächst: Bitte warten! Fünf Stunden dauerte es, bis wir das Einreiseprotokoll inklusive Corona-Test absolviert hatten. In den ersten Tagen nach unserer Ankunft durften wir noch nicht segeln, die Regeln sahen vor, dass alle Teams zum gleichen Zeitpunkt erstmals aufs Wasser dürfen. Das verschaffte uns zumindest etwas Zeit, um unser Boot aufzubauen, die klimatischen Bedingungen kennenzulernen und den Jetlag abzuschütteln. Die ersten Segeltage verliefen dann nicht ganz nach Wunsch, wir brauchten einfach Zeit, um wieder reinzukommen. Daran haben wir noch vor den Spielen hart gearbeitet. Und umso näher der Beginn der Wettbewerbe rückte, umso besser schienen wir alles im Griff zu haben. Beim Material hatten wir uns für das WM-Boot von 2020 entschieden und damit ein bewährtes Setup gewählt. In möglichst vielen Wasserstunden bereiteten wir uns mit den neuseeländischen Ausnahmeseglern Burling/Tuke – später Gewinner der Silbermedaille – gut vor. Außerhalb des Segelclubs hatte uns der Segelverband in einem speziellen Hotel untergebracht. Das erlaubte uns gleichzeitig fokussierter zu bleiben und mehr Freiraum zu haben als die Olympischen Quartiere boten. Die Corona-Auflagen haben natürlich vieles verändert, richtig frei bewegen konnten wir uns nie – essen gehen oder die Natur genießen war leider nicht möglich.
Am 27. Juli sollten die ersten Wettfahrt der 49er schließlich gestartet werden. Aufgrund der Bedingungen allerdings erst mit mehrstündiger Verspätung. Als es dann endlich los ging, fanden wir jedoch nie unseren Rhythmus. Der zehnte Platz zu Beginn war noch ganz okay, doch auch am zweiten und dritten Tag wollte unser System nicht funktionieren. Wir verfügen eigentlich über genügend Erfahrung, mit widrigen Bedingungen und Rückschlägen umzugehen, trotzdem gelang es uns nicht, das sprichwörtliche Ruder herumzureißen. Es fühlte sich stets etwas verkrampft an, dieses Gefühl spiegelte sich in den Ergebnissen wieder. Beim Start mussten wir stets kämpfen, Kleinigkeiten liefen gegen uns, einzelne Entscheidungen waren schlicht falsch – der Output war nicht zufriedenstellend, das wollen wir gar nicht Schönreden.
Dennoch lieferte Olympia uns noch einen versöhnlichen Abschied. In der zwölften und letzten Wettfahrt gelang uns die Qualifikation ins Medal Race. Auch wenn das im Vorfeld nicht unser Ziel war, die Erfahrung im Rennen der besten zehn Olympia-Boote dabeizusein, war eine besondere. In dieser letzten Regatta segelten wir solide und landeten auf dem fünften Rang, gesamt wurden wir schließlich Zehnte.
 

Applaus und Gespräche geben Kraft

In den vergangenen Jahre haben wir alles diesem Ziel Olympische Spiele untergeordnet. Doch bei Olympia selbst ist vieles ein bisschen anders. Wir haben viel Erfahrung gesammelt und wir müssen nun gründlich analysieren, was gut und was nicht ideal gelaufen ist. Das wird unsere Aufgabe sein, nachdem sich die erste Emotion – und auch Enttäuschung – gelegt hat. Davor genehmigen wir uns allerdings eine Pause und etwas Abstand nach dieser intensiven und fordernden Zeit um mit einem möglichst objektiven Blick unsere Schlüsse ziehen und neue Ziele definieren zu können. – gelegt hat. Davor brauchen wir allerdings eine Pause und etwas Abstand nach dieser intensiven und fordernden Zeit. Im November würde im Oman mit der Weltmeisterschaft ein nächstes Großereignis auf uns warten. Ob wir dort starten werden, entscheiden wir erst in einigen Wochen. Unser Material aus Japan ist allerdings schon auf dem Weg an den persischen Golf, wir wären also vorbereitet.
Zum Schluss wollen wir euch aber – wie versprochen – davon erzählen, wie wir in Österreich empfangen wurden. Egal, ob in Bregenz, Wolfurt oder Terfens – der Applaus, mit dem wir begrüßt wurden, war berührend und motivierend. Im Cubus in Benjamins Heimatgemeinde Wolfurt finden normalerweise Bälle oder andere Großveranstaltungen statt. Dieses Mal waren es wir beide, die auf der großen Bühne im Mittelpunkt standen. Unvergessen bleibt, als Benjamin den Abschlussmarsch der Bürgermusik dirigieren durfte.
Auch in Davids Heimatgemeinde Terfens war die Begeisterung bei unserem Olympia-Empfang groß. Nach den Reden und unserem Fazit erreichte die Stimmung einen Höhepunkte, als zwei junge Mädchen unsere aus Japan mitgebrachten Kimonos überstreiften und sich damit unter die Gäste mischten. Sie garnierten ihren Auftritt mit einer Karate-Show, ein junger Terfener schlüpfte dazu in die Rolle eines Sumoringers – die Freude und die Ausgelassenheit war dem Trio und allen Anwesenden anzumerken. 
Es war schön, so viele von euch nach dieser Zeit voller Entbehrungen wiederzusehen und lange Gespräche zu führen. Diese Erlebnisse geben uns Kraft und bestätigen uns auf unserem Weg, den wir vor vielen Jahren eingeschlagen haben.
Zuletzt wollen wir uns ein weiteres Mal herzlich bei den Organisatoren und Mithelfern dieser tollen Feiern bedanken! Auch unseren Sponsoren und Unterstützern, Betreuern und Verbänden, sowie Familie und Segelfans wollen wir einen großen Dank aussprechen.
Bis bald,
Benjamin und David

 
 

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