Das Olympiafeeling wird durch den Gennaker zunehmend greifbarer | ©RomanHagara
 

Ein neues Boot und die Liebe zum Detail

Olympia rückt immer näher. Nach der Verschiebung im Vorjahr waren die Olympischen Spiele in Tokio zeitweise in weite Ferne gerückt, doch langsam wird das Großereignis wieder greifbar. In den vergangenen Tagen waren wir damit beschäftigt, unser Olympiaboot für die Reise nach Japan vorzubereiten. Es ist ein neues Boot, hergestellt von MacKay in Neuseeland, an dem wir im Bundesleistungszentrum in Neusiedl am See drei Tagen lang bis tief in die Nacht herumgeschraubt haben. Wir haben auf alle kleinsten Details geachtet, das Schwert und das Ruder wurden mittels Laser eingestellt und sind nun perfekt in der Waage. Diese Details werden bei Olympia den Unterschied ausmachen, davon sind wir überzeugt. Denn in der 49er Klasse starten alle Teams mit einem baugleichen Einheitsboot; umso wichtiger sind jene Kleinigkeiten, die uns von den anderen Olympiastartern unterscheiden.


Das Olympiaboot muss perfekt sein | ©RomanHagara
Zwei Container treten bereits in den kommenden Tagen die lange Reise nach Tokio an, damit sie früh genug vor unserem ersten Training im Jahr 2021 im Olympiarevier ankommen. Am 17. Mai sollten wir schließlich nach Japan fliegen. Im ersten Container befindet sich neben dem Boot erstmals ein gesamtes Technologiezentrum inklusive eines Arbeitsplatzes für unseren Coach und unsere Meteorologen. Im zweiten Container wurden unter anderem die Motorboote untergebracht, mit denen unsere Betreuer während der Trainingseinheiten auf dem Wasser sein werden.
 

Stolz auf den rot-weiß-roten Gennaker

Doch nicht nur unser Boot wird bei den Olympischen Spiele ein anders sein als bei den Regatten im Vorjahr. Bei Olympia kommen wir Segler in den Genuss, einen anderen, besonderen Gennaker zu verwenden. Normalerweise ist dieser einfarbig, zuletzt war er bei uns meist klassisch schwarz oder rot. In Tokio werden wir allerdings mit einem Gennaker im Stile der österreichischen Flagge segeln. Bei unseren Trainingseinheiten in Vilamoura hatten wir die Möglichkeit, vier Gennaker-Modelle zu testen. Es war ein spezielles Gefühl und es erfüllte uns mit Stolz, als der rot-weiß-rote Gennaker zum ersten Mal hochgezogen wurde und das knapp 40 Quadratmeter große „Österreich-Segel“ für ordentlich Vortrieb sorgte. Wir segeln nicht nur für uns, wir segeln – ganz besonders bei Olympia – für Österreich.
Ein neues Segel kann auf unserem Niveau allerdings nicht einfach hochgezogen und mit voller Belastung benutzt werden. Die ersten Einheiten mussten bei wenig Wind absolviert werden, damit sich die Nähte an der richtigen Position festziehen. Anschließend ging es darum, eine Reihung der vier Gennaker vorzunehmen und jenen zu finden, der uns im besten Fall zu einer Topplatzierung bei Olympia verhilft. In zahlreichen Trainingsausfahrten haben wir die Stärken und Schwächen der verschiedenen Gennaker ausgelotet, dabei wurden wir intensiv von unserem Trainer Ivan Bulaja und vom zweifachen Olympiasieger Roman Hagara unterstützt. Am Ende dieses Prozesses ergaben sich für uns eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute: Alle vier Gennaker sind auf ähnlichem Niveau und alle sind gut. Die Schlechte: Wir wissen Stand heute noch nicht, für welchen wir uns entscheiden sollen.

40 Quadratmeter Österreich | ©RomanHagara

 

Mit Rückenwind nach Lanzarote

Eine leichte Entscheidung war dagegen die Wahl unseres Trainingsortes während des zu Ende gehenden Winters. Seit November haben wir jeden Monat zwei bis drei Wochen in Vilamoura an der portugiesischen Algarve-Küste verbracht. Dort herrschten die gesamte Zeit über gute Bedingungen – nicht nur für das „Einsegeln“ unseres Gennakers. Es war uns wichtig, die Intensität hochzuhalten und die guten Windbedingungen für zahlreichen Stunden auf dem Wasser zu nutzen. Zum Abschluss fand im Februar eine Warm-Up-Regatta vor der portugiesischen Küste statt, bei der wir uns erfolgreich gegen alle 20 Boote durchsetzen und den Sieg einfuhren.
Dieser erste Erfolg gibt uns Rückwind für die kommenden Aufgaben, demnächst geht es weiter nach Lanzarote. Dort wird es ab 23. März für alle jene europäischen Teams spannend, die noch kein Ticket für die Olympischen Spiele in der Tasche haben; werden dort doch die letzten Startplätze für Tokio vergeben. Nach der erfolgreichen Qualifikation vom Dezember 2019 haben wir dieses Kapitel zum Glück schon abgehakt, allerdings erwarten wir aufgrund der Ausgangslage eine äußerst hochklassige Regatta, bei der wir wichtige Wettkampfpraxis sammeln können. Nach Monaten des intensiven Trainings sind wir gespannt, wo wir aktuell stehen.
“Teamwork ist eine unserer großen Stärken. Wir haben den gleichen Traum – verfolgen das gleiche Ziel. Wir teilen alles. Wenn einer eine Jause macht, macht er sie für den anderen auch gleich mit.“ Dieses Zitat beschreibt unsere Zusammenarbeit ganz gut; und es stammt aus einem Vortrag von Benjamin, den er bei der Übungsleiter-Zertifikatsfeier im Olympiazentrum Vorarlberg gehalten hat. Wir verdanken dem Sport zahlreiche Erlebnisse und durften aus dem Erfahrungen von Wegbegleitern wie Roman Hagara lernen. Nun möchten wir dieses Wissen auch weitergeben. Solch eine Veranstaltung ist der perfekte Rahmen dafür, es hat wieder sehr viel Freude gemacht.
Mehr dazu unter: https://olympiazentrum-vorarlberg.at/uebungsleiter-zertifikatsfeier-mit-ben-bildstein/
Bis bald,
Benjamin und David

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