Die Dinge in Fleisch und Blut übergehen lassen

Ein klar definierter Mittelpunkt. Kein aus der Tasche-Leben leben, sondern mehrere Wochen am Stück an einem Ort. Nicht am Wasser, daheim. Eine interessante, weil seltene Kombination mit klaren Vorlagen. Den Körper auf die kommende Saison vorbereiten, das Jahr logistisch auf die Reihe bekommen und das zu Hause genießen.
Es ist nicht so, dass Japan schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Die Leute sind extrem freundlich und hilfsbereit, das Essen hervorragend und gesund, die Kriminalität im Vergleich zu Rio, wo unsere letzte Olympiakampagne stattgefunden hat, ein Kindergeburtstag. Hier am Abend auf die Straßen zu gehen ist weder gefährlich noch ein Problem. Die Kultur und so ziemlich das meiste ist anders und unglaublich interessant, aber es bleibt eine Hürde, das darüber reden. Wir scheitern an der Sprache und Schrift und da in Enoshima und Umgebung kaum wer Englisch spricht, hilft nur Improvisation. Das ist durchaus lustig, aber selten hilfreich.



Und jetzt?
Nach den zwölf Trainingswochen, die wir seit dem Vorjahr vor Japan abgespult haben, müssen wir die Mär über das eher einfache Revier geraderücken. Die Seabreeze mit ihren Monsterwellen ist Herausforderung genug, der ablandige Wind mit dem Swell von draußen der blanke Irrsinn. Du surfst auf der Kreuz mehrere Meter hohe Berge runter, hast im Wellental nichts außer Wasser um dich herum. Stark variierenden Windstärken und Richtungen im Paket mit Flachwasser sind ebenfalls im Angebot – also nein, das Olympiarevier ist nicht einfach auszurechnen, sondern unglaublich facettenreich und komplex. Wir müssen mit allem rechnen, dass bedeutet Trainingsmeilen fressen, Daten sammeln und analysieren. Den Zufall so weit wie geht ausgrenzen, die Dinge in Fleisch und Blut übergehen lassen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet das kommende Jahr, hier und jetzt zählen andere Dinge.

Muskelmasse aufbauen, Ausdauer schinden, Prüfungen schreiben und planen, so der aktuelle Alltag. Täglich zwei knackige Einheiten im BLZ, dazwischen lernen, besprechen und umsetzen. Wann muss welches Boot in welchen Container? Was geht rüber nach Japan? Was bleibt, wann wird was wo besorgt und abgeholt. Vier Wochen bleiben noch, dann sollte der Körper auf Touren und die Logistik im Kasten sein. Ende November setzen wir vor Split wieder Segel, damit schließt sich der Kreis, denn den letzten Wasserkontakt hatten wir Mitte Oktober ebenfalls in der Adria. Zu acht auf einer Bavaria Match 42, ein Team aus Kaderseglern und Journalisten, die Hochseemeisterschaft vor Biograd am Speiseplan. Gebracht hat es Bronze und sehr lässige Tage mit vielen lustigen und interessanten Gesprächen, sowie jeder Menge gute Laune. So soll es sein!
Einen feinen Herbst und bis demnächst!
David & Lukas
 

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