Vorschau 470er-Europameisterschaft/San Remo (ITA), 6.-14.Mai 2019


Foto: Tobias Störkle www.sailing-photography.com

Wochen der Wahrheit
Erst die Europameisterschaft in San Remo, dann das Weltcup-Finale in Marseille und schließlich das prestigeträchtige Wende-Duell im Rahmen der Kieler Woche – Österreichs 470er-Asse David Bargehr und Lukas Mähr lassen die Europa-Saison mit drei Knallern ausklingen. Dann wartet der Ferne Osten.
Die Saison ist reich an Höhepunkten und Möglichkeiten anzuschreiben, zählen tut´s immer, aber so richtig darauf ankommen wird es im Rahmen der Weltmeisterschaft im kommenden August. Nicht nur aufgrund der Medaillen, sondern wegen der nächste Gelegenheit die Nation für Tokio 2020 zu qualifizieren. Eine gewisse Brisanz birgt der Schauplatz, die Titelkämpfe werden unmittelbar vor dem Olympic Test Event in der Bucht von Enoshima entschieden. Auch der Weltcupauftakt im kommenden September wird im Olympiarevier von 2020 gesegelt, damit verlagert sich der Lebensmittelpunkt der Bregenzer ab Juli nach Japan.
Zurück in die Gegenwart: Die Europameisterschaft startet am 9. Mai, ist mit einer Qualifying Series (5 Wettfahrten) und einer Final series (6Wettfahrten) ausgeschrieben und wird am 14. Mai im Medal Race der Top-10 entschieden. Titelverteidiger sind die Schweden Anton Dahlberg und Frederik Bergström.


„Es ist alles drinnen“
Am kommenden Donnerstag startet die Europameisterschaft in San Remo mit der Qualifikation, ihr seid seit Mitte vergangener Woche vor Ort, wie sind eure Eindrücke vom Revier, mit welchen Bedingungen ist zu rechnen?
David Bargehr: „Es waren unsere ersten Segeltage in San Remo überhaupt, so gesehen können wir nicht auf einen üppigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Das was wir über das Revier gehört haben, hat sich in den bisherigen Einheiten aber bestätigt: das Wellenbild ist extrem diffus und steuertechnisch durchaus eine Challenge.“
Ihr seid in Palma mit Rang 9 stark in die europäische Saison eingestiegen, in Genua gab es zuletzt einen leichten Dämpfer (Rang 23). Wie sieht es mit der Erwartungshaltung und euren Zielen für die Titelkämpfe aus?
Lukas Mähr: „Stimmt, in Genua ist wenig zusammengelaufen, aber das darf man aufgrund der extrem komplexen Bedingungen nicht überbewerten. Wir hatten in fünf Tagen gerade mal sechs Wettfahrten und aufgrund einer Frühstart-Disqualifikation viel an Boden verloren. Dass soll keine Ausrede sein, aber bei einem Freiluftsport muss man einschätzen können was man falsch gemacht hat und sich im Sinne von Verbesserungen zu Herzen nehmen muss, oder wo man aufgrund einer Laune der Natur auf verlorenem Posten war. Ich erwarte mir einen sehr intensiven, nervenaufreibenden Wettkampf, unser Ziel ist die Qualifikation für das Medal Race, damit müssen wir die Final series in den Top-10 beenden“.
Wie realistisch ist eine Medaille?
David Bargehr: „Schwierig aber nicht unmöglich. In unserer Bootsklasse kommen bei Titelkämpfen immer 10-15 Teams für die Medaillen in Frage, 5-10 weitere Mannschaften, können überraschen. Wir haben uns über die Jahre in der erweiterten Weltspitze festgefressen, waren 2016 in Palma mit Rang 5 schon recht knapp dran und haben mit WM-Bronze 2017 unsere Podestqualitäten unterstrichen. Es ist also alles drinnen.
Der definitive Saisonhöhepunkt ist die Weltmeisterschaft im Olympiarevier von 2020, wo vier weitere Tickets für Tokio-Spiele vergeben werden. Wie schwierig wird die Hürde, wen gilt es zu biegen?
Lukas Mähr: Bei den Olympischen Spielen 2016 gab es 28 Startplätze für unsere Bootsklasse, jetzt sind es 19, das macht das Gerangel noch intensiver. Japan ist als Gastgeber gesetzt, von den 18 verbleibenden Tickets wurden acht bei der WM im Vorjahr vergeben. Damit fallen ein paar Kapazunder weg, leicht wird die Nationenqualifikation aber auch diesmal nicht. Die Niveauunterschiede sind minimal, die Konkurrenz immer noch saustark. Die Griechen, die in Rio Olympia-Bronze erobert haben müssen ihr Land noch qualifizieren, Deutschland, Ungarn, die Türkei, Russland oder die Schweiz stehen ebenfalls noch ohne Ticket da.
Japans Sommer sind extrem, neben der enormen Hitze stellt auch die hohe Luftfeuchtigkeit eine große Herausforderung dar. Hinzu kommt die Gefahr durch Wirbelstürme – wie bereitet man sich auf solche Extreme vor?
David Bargehr: „In dem man auf den Gewöhnungseffekt setzt und möglichst viel Zeit vor Ort trainiert. Nicht umsonst waren wir in den vergangenen zwei Jahren bereits dreizehn Wochen vor Ort, heuer werden es wieder knapp acht Wochen am Stück sein.“
Und was ist, wenn die Qualifikation für Tokio 2020 auch in dieser Saison nicht gelingt?
Lukas Mähr: Dann bleibt pro Kontinent noch ein Startplatz. Der für Europa wird im Rahmen des Genua-Weltcups 2020 vergeben. Aber damit beschäftigen wir uns nicht. Wir wollen die Qualifikation auf jeden Fall im kommenden August fixieren und arbeiten mit viel Energie auf dieses Thema hin.“
Kontakt:
David Bargehr (0660/87100226)
Lukas Mähr (0660/87100227

Fotos: Tobias Störkle www.sailing-photography.com

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