Karin und ich möchten euch ein kurzes Resümee über unser Unternehmen Weltumsegelung machen.


Wie ihr vielleicht im Logbuch 2021 schon gelesen habt, haben wir unsere Toujours Belle, eine Jeanneau Sun Odyssey 42DS, in Neustadt in Holstein gekauft. Der erste große Schritt war für uns also die Überstellung aus der Ostsee ins Mittelmeer. Am 17. August 2021 fiel der Startschuss, die Route führte über den Nordostsee-Kanal (NOK), das Wattenmeer, Eiselmeer und Amsterdam in die Nordsee und weiter nach Roscoff in Frankreich. Jetzt lag die Biskaya vor uns, die sich von ihrer besonders sanften Seite zeigte: Gute 24 Stunden herrliches Segeln, dann praktisch nur noch Motorfahrt bis nach Spanien, A Coru
ña. Mehr Spannung erwartete uns jedoch vor der portugiesischen Küste, auf der Etappe von Figueira da Fox nach Gibraltar: Auf Nachtfahrt, ausserhalb der 20sm-Zone vor der portugiesischen Küste wollten wir wegen dem einschlafenden Wind um 02:10h den Motor starten. Es rummste, die Schraube blockierte, wir hatten irgendetwas eingefahren! Blieb uns nichts weiter übrig als zu versuchen, unter Segeln in Küstennähe zu kommen, um bei Tageslicht zu prüfen, was los ist und gegebenenfalls über Funk Hilfe anzufordern. Am Morgen sahen wir, dass wir eine mächtige Schiffstrosse eingefahren hatten, die sich nun um unsere Schraube schlang.. Mit unserer ABC-Ausrüstung war das Problem nicht zu beheben, wir konnten aber ein Boot aus Sines organisieren und wurden auf hoher See von einem Taucher freigeschnitten und konnten den Weg nach Gibraltar fortsetzen.

Die restliche Strecke führte nach Almerimar, über die Balearen und Korsika in unseren Winterhafen in Loano, Italien. Dort trafen wir nach gut 3000sm am 12. Oktober 2021 müde aber glücklich ein. Der erste große Schritt war getan!


Nun ging es weiter mit den vielen organisatorischen Vorbereitungen für unseren tatsächlichen Start Anfang Mai 2022.


Da unserer Boot schon ziemlich perfekt ausgerüstet wahr, mussten wir in dieser Richtung eigentlich nicht mehr viel machen. Wir haben jedoch neue Batterien und Solarpanele verbaut, einiges an Servicearbeiten erledigt und die Sicherheitsausrüstung (Rettungswesten, MOB-Sender, Notsignalmittel, Rettungsinsel… ) auf den neuesten Stand gebracht. Der Berg der Dinge, die mit aufs Boot sollten, wuchs ständig… Dazu parallel Ausbildungen, Seminare, Gesundheitschecks, Impfungen und die ganze Organisation rund um Hausvermietung, Ausmisten, Auszug, Möbeleinlagerung, Versicherungen, Vollmachten, Zeichnungsberechtigungen, Testamente, Telefon- und Datenverträge und so weiter und so weiter. Das war schon eine sehr intensiver Zeit! 


Am 11. Mai war es dann endlich soweit: wir beluden das Auto (wieder mal) bis unters Dach und fuhren nach Loano, um unser schwimmendes Zuhause zu beziehen. Als sich am Steg vor der Toujours Belle die Umzugskartons stapelten, stellten wir uns schon die Frage, wo wir das ganze Zeug unterbringen sollten, aber auch das haben wir gemeistert! Eine Woche noch für die letzten Handgriffe, bevor wir am 19. Mai 2022 die Leinen lösten. Was für ein herrliches Gefühl, nach all dieser Zeit wirklich aufzubrechen – es war einfach wunderbar!


Der Weg führte uns jetzt entlang der Küste über Sestri Levante und die Dörfer der Cinque Terre bis runter nach Elba, wo wir am 28. Mai 2021 in Cavo vor Anker gingen. Elba war herrlich, da haben wir uns viel Zeit gelassen. Dafür nahmen wir Korsika und Sardinien eher im Schnelldurchlauf. Erstens, weil wir beide Inseln sehr gut von Motorradurlauben her kennen, zweitens, weil wir hierher sicher wieder kommen werden und drittens, weil wir bis Juli Griechenland erreichen wollten. Die längeren Etappen waren auch ein gutes Training für uns. 


Für Sizilien, wo wir am 16. Juni 2022 in der schönen Bucht von San Vito lo Capo vor Anker gingen, nahmen wir uns wieder mehr Zeit. Also, Palermo muss man schon gesehen haben! Diese wuselnde, lebendige Stadt mit den vielen historischen Gebäuden, den geschäftigen Vierteln und dem tollen Streetfood hat uns begeistert! Wir lieben es ja, einfach drauflos zu laufen und bewusst von den Hauptstrassen nach link oder rechts abzubiegen – so gelangten wir hier auch zu einem Quartierfest samt Live-Musik und Fress-Ständle – einfach grossartig! Einen ganz kurzen Abstecher machten wir auf Vulcano (Liparische Inseln), um mal einen Eindruck zu bekommen. Also hier wollen wir ganz sicher wieder mal herkommen und mehr Zeit verbringen! Für uns ging es aber weiter Richtung Süden, Taormina war das nächste Ziel. Was für eine spannende Fahrt durch die Straße von Messina! An der Einfahrt brodelte das Wasser, um uns fassten zwei Löschflugzeuge Wasser, weil auf den Hängen über Messina Feuer ausgebrochen war! Das Funkgerät lief heiss an diesem Tag! Zu guter Letzt noch der Funkspruch eines NATO-Kriegsschiffes, welches um Durchfahrtserlaubnis bat. Wir rauschten mit über 10kn Fahrt über Grund südwärts, bevor in der Bucht von Taormina der Anker fiel. Dieser Ort war definitiv ein weiteres Highlight auf Sizilien. Die Stadt auf der Anhöhe ist wunderschön und wir machten von hier aus einen beeindruckenden Ausflug auf den in diesem Jahr sehr aktiven Ätna. Können wir wirklich wärmstens (hihi) empfehlen!


Am 28.6. starteten wir auf die 138sm nach Crotone/Kalabrien von wo aus wir am 30.06. mit aufgefülltem Dieseltank am Vormittag die 126sm nach Korfu in Angriff nahmen. Gute 25h später, genau am 1. Juli 2022 erreichten wir Ormos (Bucht) Agio Georgio auf Korfu! Den Sommer verbrachten wir hier im ionischen Meer, wo wir zwischen Korfu im Norden bis runter nach Zakynthos im Süden und dem Festland rauf- und runter reisten und herrliche Tage in diesem Revier geniessen durften. Besuche von Freunden und Karins Mama waren eine schöne Bereicherung! 

Nach beinahe zwei Monaten haben wir uns dann dazu entschlossen, den Winter in Griechenland zu verbringen. Ein Freund empfahl uns Kalamata am Peloponnes, ein guter Tipp! Hier sind wir jetzt seit Anfang November und stehen in den Startlöchern, um in ein paar Tagen wieder in See zu stechen! Die letzten Arbeiten am Boot laufen und wir können es kaum mehr erwarten!


Zum unserem neuen Leben:

In den Bordalltag reinzuwachsen, fiel uns erstaunlich leicht. Jede neue Bucht, jeder neue Hafen steckt wieder voller Herausforderungen fürs tägliche Leben: bekommen wir dort Wasser, wo befinden sich Einkaufsläden, was bekommen wir dort, wie schaffen wir alles an Bord, wo besteht die Möglichkeit, Wäsche zu waschen, wo können wir die Gasflaschen füllen lassen und so weiter. Das ist immer aufs Neue spannend! Zudem natürlich die Planung für die nächsten Tage: wo möchten wir gerne hin, wie wird das Wetter, wie sicher ist die Ankerbucht, was wären Plan B, Plan C… Wohl mit das Wundervollste für uns: die Freiheit, ohne Zeitdruck zu entscheiden, an einem tollen Platz einfach noch ein paar Tage dranzuhängen, wenn uns danach ist! Dafür sich wir sehr dankbar. Und was auch eine große Bereicherung ist: die vielen Begegnungen unterwegs. Wir hätten nie gedacht, dass so viele Eignerboote unterwegs sind – da ergibt sich sehr oft ein reger Austausch über mehrere Stunden hinweg! Gerade hier in Kalamata haben sich über die Wintermonate Freundschaften entwickelt, die Gemeinschaft ist sehr lebendig hier! Was definitiv fehlt: mal ein spontaner Besuch bei Familie und Freunden – das ist der Preis, den man zahlen muss. Zum Glück ist Kontakt halten in dieser digitalen Zeit wesentlich einfacher als früher!


Wie geht es weiter:

Die Transatlantik-Passage steht! Im Januar 2024 werden wir mit der Viking Explorers Rally von Gran Canaria über die Kapverden nach Grenada segeln. Bis dahin locken uns Sizilien, dann Malta und die Balearen, bevor wir die Toujours Belle in Almerimar/Spanien auf die Passage auf die Kanaren vorbereiten und nochmals durchchecken lassen.


Wir werden uns dann wieder bei euch melden und wünschen euch allen einen wunderbaren Segelsommer und viele herrliche Abenteuer!

Beste Grüße

Bernd und Karin

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